Der talentierte Mr. Penworks

Interview mit Leuchten- & Skulpturentwickler Christoph Schneider vom Designlabel Penworks.
12 Fragen, zu denen er uns offen von sich, seinen Ideen und der Entstehung seiner Produkte erzählt.
Du fertigst ja sehr unterschiedliche Dinge wie zum Beispiel Leuchten und Skulpturen. Wie würdest du deinen Beruf oder deine Berufung bezeichnen?
Das haben mich schon einige Leute gefragt. Eigentlich sehe ich mich als Produktentwickler – aber mit vielen unterschiedlichen Talenten. Ich habe immer den Anspruch, von A-Z alles selber zu machen und es fällt mir schwer, Sachen rauszugeben oder zu delegieren. Daher bin ich sehr schnell darin, mir Inhalte, Techniken oder Software anzueignen und beschäftige mich wie du sagst gern mit unterschiedlichen Dingen. Aktuell ja sowohl mit Leuchten, als auch Papier- und Betonskulpturen unter dem Label Penworks.
Hast dafür eine bestimmte Ausbildung gemacht?
Auch da war ich mehr unkonventionell als geradlinig unterwegs. Ich habe mal eine Fachoberschule für Gestaltung besucht, mich später aber zum Studium für Fotoingenieurwesen eingeschrieben. Weil ich unbedingt Kameramann werden wollte. Der Einstieg passierte dann schneller als Gedacht und so habe ich, ohne auf den Abschluss zu warten (damals war so etwas noch möglich), dann auch 20 Jahre als Kameramann und in der Film- und Videonachbearbeitung kreativ gearbeitet. Eine klassische handwerkliche Ausbildung ist das jetzt vielleicht nicht, aber Gestalten war auch beim Film stark gefordert, das kann ich – und das kann man durchaus auf andere Bereiche übertragen.
Siehst du dich dabei eher als eher Designer oder als Handwerker?
Ich sehe mich weniger als Designer, sondern eher als technischer Gestalter.
Was inspiriert dich, woher kommen deine Gestaltungsideen für die Leuchten und Skulpturen?
Ich lasse mich sehr vom Zeitgeist inspirieren, ich bin ein guter Beobachter, bin auch viel im Internet unterwegs. Und wenn ich etwas Interessantes sehe, finde ich auch immer Dinge, die ich daran verbessern bzw. verändern könnte. Das wird dann meist ganz neu interpretiert und nach meiner Sichtweise umgesetzt.
Papier ist schon mein Favorit, weil es so vielfältig ist und weil man so viel daraus machen kann. Ich nutze es ja vor allem 3-Dimensional für meine Skulpturen, arbeite aber auch noch mit Steinpapier, SnapPap oder ganz normalem Foto-Karton. Es ist ein faszinierendes Material und hinzukommt, dass es sich vielfältig bedrucken lässt. Beton als Werkstoff und Silikon für den Formbau nutze ich ebenfalls gern. Ziel ist ja immer, das dann in Serie zu produzieren und dass zu einem bezahlbaren Preis.
In der Umsetzung nutze ich häufiger den Lowpoly-Look. Der entspricht einerseits gerade dem Zeitgeist und andererseits ist es bei meiner figürlichen Darstellung von z.B. Tierköpfen notwendig, diese so zu reduzieren, dass Flächen entstehen mit denen man Form und Ausdruck der Figur gestalten kann, die aber auch groß genug sind, um sie dann kleben zu können. Man könnte natürlich auch mit gebogenem Papier arbeiten, aber Lowpoly entspricht einfach sehr meinem Geschmack.
Wie läuft so ein Design- & Produktentwicklungsprozess genau ab?
Ich mache viel am Rechner. Bei der Papierentwicklung ist es ein klassisches 3-D-Programm, mit dem ich ein 3-Dimensionales Objekt modelliere. Dann plane ich am PC auch die gesamte Abwicklung und dieser steuert anschließend den Plotter, der das Papier dann auch schneidet. Häufig ist es so, dass wenn ich das Modell zusammengebaut habe – das kostet schon eine Menge Zeit – es anschließend erstmal länger liegen bleibt. Ich betrachte es dann hin und wieder und bemerke Dinge, die mir nicht so gut gefallen. Manchmal verliere ich auch die Lust daran, und es wird nie wieder angepackt. Andere hingegen liegen ein paar Wochen – oder ein paar Monate – kommen dann plötzlich zurück und werden dann doch noch fertig.
Beim Beton gehe ich ähnlich vor, erst designe ich am Computer, dann kommt der 3-D-Druck. Dieser ist eines der wenigen Dinge, die ich als Dienstleistung nach außen an einen erfahrenen Spezialisten vergebe. Oftmals schiebe ich aber auch hier erst ein Papiermodell an, weil mir das liegt und ich es selbst machen kann. Bei meinen Leuchten verbinde ich wiederum am Markt erhältliche fertige Formen, zum Beispiel aus Keramik, mit dafür selbst hergestellten Komponenten zu neuem Design.
Ab wann bist du mit deiner Arbeit zufrieden?
Eigentlich ist diese nie fertig, ich bin selten zufrieden. Wenn ich Feedback von meinen Freunden einfordere, dann sagen sie oft „ist super so“ oder „lass es doch so“. Dann muss ich mich schon etwas dazu zwingen, keine weitere Zeit mehr zu investieren. Meine to-do-Liste ist so lang und mein Schreibtisch so voller neuer Projekte und Ideen – die auch zum Leben erweckt werden wollen.
Was müsste ein Mitarbeiter in deinem Beruf unbedingt mitbringen?
Er müsste technisches Verständnis haben – und penibel sein in seinem Job. Umsetzten halt – und fleißig sein.
Was denkst du von Menschen, die ihre Waren in einem schwedischen Möbelhaus kaufen?
Ich find Ikea durchaus gut, fahr viel dahin, finde es aber schwierig, wenn Menschen sich dort komplett einrichten. Ich benutze Ikea eher als Zulieferer für meine Produkte. Da finde ich es unschlagbar, weil es teilweise hochwertige Materialen zu vernünftigen Preisen hat. Ich mache auch Ikea-Hacking, baue diese Produkte auseinander und verwandle sie dann in neue Produkte.
Tauschst du dich auch mit anderen Produktentwicklern aus?
Das weniger. Auf Messen spreche ich schon mit Kollegen, aber oft eher über die kaufmännischen Aspekte. Ich rede aber vor allem gern mit Handwerkern. Kürzlich gerade mit einem Drechsler. Wie und warum er so arbeitet, da ziehe ich dann auch wieder neue Anregungen und Umsetzungsideen für mich heraus.
Hat dich schonmal jemand gefragt, ob er einer der Figuren bereits fertig geklebt bekommen kann?
Total viele Leute fragen das nach. Den Kundenwunsch kann ich nachvollziehen, aber es wäre wegen des großen Zeitaufwands unbezahlbar.
Dein größter beruflicher Erfolg?
Lobeshymnen liegen mir nicht, ich freue mich vor allem sehr über positives Feedback von meinen Kunden. Da ziehe ich viel Energie für mich und meine Arbeit heraus.