
NahGEMACHT – 10 Fragen an die Gründerin Kathrin Menzel

Bild: Top Magazin Düsseldorf/Melanie Zanin
Kurz gesagt: Nachhaltigkeit und die konsequent regionale Ausrichtung des Online Shops. Damit will ich erreichen, dass mehr Produkte wieder dort gekauft werden, wo sie auch produziert werden. Es ist ja offensichtlich, dass das besser für die Umwelt ist, aber ich glaube vor allem, dass dadurch auch die Identifikation der Kunden mit unserer Region gefördert wird. Ich bringe also mit NahGEMACHT hochwertige, dekorative Wohnaccessoires aus der Region mit Menschen in der Region zusammen. Bei mir finden sie so Produkte mit Individualität, Sinn und besonderer Bedeutung.
2. Wie definierst du den Begriff „regional“, bist du da päpstlicher als der Papst?
(lacht) Das war eine gar nicht so leichte Entscheidung. Denn „Region“ bedeutet ja für jeden etwas anderes – das kann zum Beispiel das heimatliche Dorf, ein vertrauter Landstrich oder auch ein Bundesland sein. Gleichzeitig wünsche ich mir für den NahGEMACHT-Shop ein möglichst attraktives und vielfältiges Angebot, dafür kann der Regionsbegriff auch nicht zu eng gefasst sein. Deshalb habe ich mich für das Bundesland als natürlichste und einleuchtendste Begrenzung entschieden. Ich lebe in Düsseldorf, also geht es um Nordrhein-Westfalen.
3. Welche Produkte von NahGEMACHT sind nachhaltig und warum?
Alle unter NahGEMACHT angebotenen Produkte tragen zum nachhaltigen Konsum in unserer Region bei. Während inzwischen die meisten Produkte ähnlicher Art aus und in andere Länder und gar Kontinente verschifft werden, ist der Weg vom Produzenten zum Kunden bei NahGEMACHT nie weiter als 250 km. Alle Produkte werden dafür ausschließlich von Firmen, Manufakturen und Werkstätten der Region hergestellt, die mit viel Herz am individuellen Design und der hohen Qualität Ihrer Produkte arbeiten. Dabei sollten die notwendigen Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen bezogen werden.
4. Werden bei NahGEMACHT nur kleine Werkstätten berücksichtigt?
Groß oder klein spielt keine Rolle. Wichtiger ist, dass der Produktionsort – und damit die Arbeitsplätze – hier in NRW liegen und dass bei der Herstellung auch noch Hand angelegt wird. Wenn die Produkte dann in Qualität und Design ins Sortiment passen, nehme ich sie gern auf.5. Wie sieht der typische Kunde von NahGEMACHT aus? (Lacht) Frage mich das einfach in ein paar Monaten noch mal. Bis der Shop im Oktober wirklich startet, habe ich aber zumindest eine grundsätzliche Vorstellung von meinen zukünftigen Kunden. Das sind Menschen, für die Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung, aber auch Individualität immer wichtiger werden. Genau diese Menschen möchte ich mit meinen besonderen Produkten begeistern. Das passt vielleicht nicht immer ins Beuteschema klassischer Schnäppchenjäger. Gleichzeitig möchte ich, dass Preis & Leistung bei NahGEMACHT in einem zivilen Verhältnis stehen.
6. Wie bist du auf die Idee von NahGEMACHT gekommen?
Ich habe knapp 20 Jahre als Betriebswirtin und Marketing-Verantwortliche mit Ausrichtung auf Quantität, Globalisierung und Finanzmärkte gearbeitet. Es war einfach Zeit für mich, einmal genau das Gegenteil zu tun. Im Grunde meines Herzens wäre ich wohl gerne Handwerkerin, nur fehlt mir dazu die richtige Ausbildung. Das „Business-Handwerk“, welches ich hingegen sehr gut beherrsche, ist die Vermarktung. So kam die Idee, diese Stärke zu nutzen und die wunderbaren Produkte von Handwerkern, Künstlern und Designern aus der Region im NahGEMACHT-Shop online zu anzubieten.
7. Wie reagieren die Handwerker, Künstler und Produzenten auf deine Geschäftsidee, wenn du diese ihnen zum ersten Mal vorstellst?
Ich bin sehr froh, dass die Reaktionen, bis auf wenige Ausnahmen, so positiv waren, wie ich sie mir in den ersten Überlegungen erhofft hatte. Alle Hersteller arbeiten mit viel Herzblut an ihren Produkten und leben für das, was sie kreieren und produzieren. Daher haben sie auch den naheliegenden Wunsch, ihre Produkte in ihrer Region zu vermarkten. Ebenso positiv wurde vor allem das dem Konzept zugrundeliegende faire Miteinander aufgenommen. Chancen und Risiken im Projekt so zu verteilen, dass beide Seiten – auch wirtschaftlich – Freude daran haben und sich auf ihre jeweiligen Stärken fokussieren können. Das ist sowohl für mich, als auch die Produzenten sehr wichtig.
8. Was für ein Produkt würde überhaupt nicht zu NahGEMACHT passen?
Das Hauptkriterium ist: Wenn ein Produkt nicht in NRW hergestellt wurde, passt es nicht. Dabei geht es vor allem um denjenigen Produktionsschritt, der dem Erzeugnis seinen besonderen, individuellen Charakter gibt. Weiterhin sollte das Produkt nicht nur am Maschinenfließband entstehen, sondern ein gutes Maß an Handwerk beinhalten. Ich biete auch ausschließlich fertige Endprodukte und keine selbstkreierten Bastelerzeugnisse an. Das geht schon aus Gründen der Produkthaftung nicht.
9. Welcher Artikel von NahGEMACHT hat in deinen Augen vollkommene Formen?
(lacht) Kann ich auch einfach „alle“ sagen? Natürlich habe auch ich ein paar Lieblingsstücke, aber zu einer Aussage zur „vollkommenen Form“ lasse ich mich ganz sicher nicht hinreißen. Nicht vergessen, ich bin Betriebswirtin. Aber ich mag zum Beispiel die Formensprache der Keramikprodukte von Christine Ruff sehr, ebenso die Designs von Zacamo oder NoGallery.
10. Du packst deinen Koffer für die vielzitierte einsame Insel. Welche drei Einrichtungsgegenstände packst du auf jeden Fall ein?
Ich weiß nicht, ob eine gute Matratze zählt, aber das wäre das Wichtigste für mich. Dann würde ich noch eine schöne Öllampe mitnehmen. Das Licht ist warm und strahlt Behaglichkeit aus. Sollte der Inselbesuch länger dauern, ließe sich eventuell auch das nötige Öl vor Ort gewinnen. Nummer drei wäre ganz typisch Frau: ein Spiegel. Vielleicht nicht, um mein Strandoutfit zu bewundern, sondern weil ich es schwierig fände, mich selbst oder eine kleine Verletzung nicht mehr in Augenschein nehmen zu können. Wie du siehst, bin ich in Bezug auf Mitbringsel eher praktisch ausgerichtet. Hütteneinrichtung und kleine Accessoires kämen dann aus Produkten oder der Natur vor Ort. Ganz im Sinne von NahGEMACHT.